Falsifizierung
Nach
Karl R. Popper kann eine wissenschaftliche Theorie
nur dann wissenschaftlich genannt werden, wenn
sie auch falsifizierbar ist; also nicht nur
die Beweisführung beinhaltet, warum eine
Theorie richtig ist, sondern ebenfalls die Frage
beantworten kann, in welchem Fall sich diese
Theorie als falsch erweisen würde. Die
Falsifizierung also als Kriterium dafür,
was Wissenschaft ist, und was nicht. Eine Theorie
wie etwa der bekannte Freud'sche „Ödipus-Komplex”,
wonach jedes Kind eine Phase durchlebt, in der
es in Rivalität mit seinem Vater gerät,
um sich die Liebe seiner Mutter zu sichern,
ist demnach keine wissenschaftliche Erkenntnis,
sondern lediglich eine interessante Idee. Das
gleiche gilt für die berüchtigte „Unsichtbare
Hand des Marktes”, die in der Wirtschaftstheorie
auf geheimnisvolle, jedoch angeblich „wissenschaftliche”
Weise Angebot und Nachfrage auspendelt: selbst
wenn sich bestimmte Ereignisse tatsächlich
mit dieser „Unsichtbaren Hand” erklären
lassen, lässt sich wohl kaum nachweisen,
dass es sie eben nicht gibt. Auch diese
Theorie ist also nicht falsifizierbar, und somit
keine Wissenschaft.
siehe
auch: Wissenschaft,
Unsichtbare
Hand
Feedback
Auf
Deutsch: „Rückkopplung”, landläufig
verwendet für die Reaktion eines Menschen
auf eine Nachricht, jedoch vielmehr ein Begriff
aus der Kybernetik: Das Feedback ist die „Rückmeldung”
innerhalb eines Regelungsprozesses (siehe „Regelung”),
wodurch sich das jeweilige System bei Abweichungen
selbst korrigiert. Ein Feedback ist in einem
Steuerungsprozess dagegen nicht vorhanden, sodass
hierbei Kontrollen helfen sollen, um Abweichungen
festzustellen.
siehe
auch: Systemforschung,
Regelung,
Kybernetik
Fehler
/ Fehlerkultur
Das
Kernproblem von Zielsetzung bzw. Zweckgerichtetheit
(siehe jeweils dort) liegt darin, dass jedes
Denken und Handeln nur entweder der Zielerreichung
bzw. dem Zweck dienlich ist, oder eben nicht.
Ist Letzteres der Fall, wird das in dieser
Denkweise als „falsch” bzw.
als „Fehler” betrachtet, auch wenn
es womöglich sinnvoll war. Das
gesetzte Ziel und der verfolgte Zweck rangieren
hierbei also über der Sinnhaftigkeit des
Denkens und Handelns. Eine Fehlerkultur („Trial
and Error” / „Versuch und Irrtum”)
dagegen besteht darin, aus vermeintlichen Fehlern
zu lernen und sie zur Optimierung nutzen.
siehe
auch: Finalität,
Zielsetzung,
Ursache->Wirkung-Prinzip,
Wenn->Dann-Logik
Fernsehen
Seit
der Verbreitung von Computer, Internet, Multimedia
und Mobilfunk hat sich inzwischen alles auf
diese Neuen Medien gestürzt, wenn es um
Veränderungen in Kultur und Gesellschaft
geht. Der Fernseher dagegen wird in seiner Selbstverständlichkeit
als „Altes Medium” grob fahrlässig
außen vor gelassen: es liegt nicht mehr
im Trend, sich über den Einfluss des Fernsehers
Gedanken zu machen, als sei darüber alles
bereits gesagt. So wird (nur beispielsweise)
für das psychische Durchdrehen und den
Amoklauf eines Jugendlichen dessen Leidenschaft
für Computer- bzw. Internetspiele verantwortlich
gemacht, sein Fernsehkonsum wird nicht diskutiert
und scheint (deshalb) keine Rolle zu spielen.
Dabei wäre durchaus zu hinterfragen, ob
es nicht schlimmer sein könnte, dass die
große Masse der Menschen aufgrund der
Berieselung durch den Fernseher eingeschläfert
wird, als dass alle paar Jahre ein Jugendlicher
- angeblich - durch Computer- bzw. Internetspiele
zu einer Gewalttat animiert wird.
siehe
auch: Technologien,
Veränderungsblindheit,
Scheinwelten
Finalität
...
ist die Zweckgerichtetheit. Also: Ein Denken
und Handeln, um etwas Bestimmtes zu erreichen,
einen bestimmten Zweck zu verfolgen, ein Ziel
zu erreichen. Als „Zielsetzung”
und „Zielerreichung” wird der Finalität
eine Bedeutung mit fast mythischem Glanz beigemessen.
Das Dumme daran allerdings ist die (Selbst-)Beschränkung
und (Selbst-)Begrenzung auf nur das, wovon man
glaubt, dass es der Zielerreichung dient bzw.
dem Zweck dienlich ist. Auf diese Weise wird
das Denken in eine Richtung kanalisiert, werden
andere Gedanken und innovative Ideen im Keim
erstickt und wird somit auf enorme Möglichkeiten
freiwillig verzichtet.
siehe
auch: Erfolg,
Fortschritt,
Zielsetzung,
Ursache->Wirkung-Prinzip,
Wenn->Dann-Logik
Fortschritt
Der
Begriff „Fortschritt” spricht für
sich selbst: darin problemlos erkennbar die
Idee, dass eine positive Entwicklung das Ergebnis
eines Nacheinander sei, eines Fortschreitens
auf einem Weg, immer schön ein Schritt
nach dem anderen (sinnbildlich u.a.: eine „Erfolgsleiter”
hinauf). Wenn man sich das tatsächlich
so vorstellt, liegt der nächste Stolperstein
in direkter Nähe: Fortschritt bzw. Erfolg
auf „Folgerichtigkeit”, also auf
Logik und das logische „Wenn->Dann”-Abfolgedenken
zurückzuführen: planbar, kalkulierbar,
strukturiert. Die nächste gedankliche Falle
lauert darin, alles andere als „Rückschritt”
und damit gleichzeitig als negativ zu betrachten.
So wird deshalb heute oftmals lediglich um des
Fortschritts Willen gedacht, geforscht und gehandelt,
ohne den Sinn zu hinterfragen.
siehe
auch: Erfolg,
Zielsetzung,
Ursache->Wirkung-Prinzip,
Wenn->Dann-Logik
Fraktale
...sind
Gebilde oder Muster, die eine äußerst
große Selbstähnlichkeit aufweisen;
also: auch bei mehrfacher Vergrößerung
immer dieselbe Ausgangsstruktur zeigen. Jeder
Versuch, „genauer hinzusehen”, um
dadurch „mehr Informationen zu gewinnen”,
bleibt in solchen Fällen absolut erfolglos.
Das bekannteste Beispiel für ein Fraktal
in der Natur ist das Farnblatt: Das einzelne
Blatt eines Farns sieht in der Form exact gleich
aus wie der ganze Zweig, nur eben deutlich kleiner.
Der selbe Effekt, wenn man sich auch das einzelne
Blatt näher ansieht: eine einzige Form,
die sich permanent wiederholt. Ebenfalls recht
bekannt ist das fraktale Phänomen von Küstenlinien:
je genauer man sich den Küstenverlauf ansieht,
desto länger werden die Küstenlinien,
weshalb es unmöglich ist, die Länge
einer Küste exact zu bestimmen.
siehe
auch: Chaos,
Komplexität,
Analogien
Frosch,
gekochter
Einem
Gedankenexperiment zufolge wird ein Frosch,
wenn man ihn in einen Topf mit kochendem Wasser
setzt, sofort alles mögliche unternehmen,
um dieser Lage zu entkommen. Setzt man ihn jedoch
in einen Topf mit lauwarmem Wasser, fühlt
er sich darin wohl und bleibt darin sitzen,
auch wenn man das Wasser allmählich zum
Kochen bringt. Der Frosch wird auf diese Weise
gut durchgekocht, ohne dass er sich dagegen
wehrt, weil er es einfach nicht mitbekommt.
Man kann das als allgemeine Erkenntnis für
Veränderungen nutzen, die sich nur sehr
langsam vollziehen, auch für viele kleine
Veränderungen, denen man keine große
Bedeutung beimisst, die jedoch insgesamt enorme
Auswirkungen haben: man bekommt es erst dann
mit, wenn es zu spät ist. Im Größeren
etwa der Fall, wenn an öffentlichen Plätzen
hier und dort Kameras installiert werden, die
der beruhigenden Sicherheit dienen sollen, was
letztlich in einer beunruhigenden Totalüberwachung
endet. Im Kleineren beispielsweise beim Mobbing
der Fall, wenn jemandem immer nur kleine Verantwortungsbereiche
genommen werden, um die es sich einzeln nicht
zu streiten lohnt, der irgendwann jedoch dann
nichts mehr zu sagen hat. Es könnten auch
durchaus um die 90% aller Beziehungskrisen und
Ehescheidungen auf diesen Effekt des „gekochten
Frosches” zurückführbar sein.
siehe
auch: Kognition,
Veränderungsblindheit
Funktionsdenken
Das
Funktionsdenken resultiert aus dem Zweckdenken:
also aus der Zweckgerichtetheit des Denkens
und Handelns, wenn es darum geht, ein bestimmtes
Ziel erreichen zu wollen, einen bestimmten Zweck
zu verfolgen. Damit verbunden ist zwangsläufig,
alles mögliche auf dessen Zweckdienlichkeit
zu prüfen: es wird nur das gedacht und
getan, was der Zielerreichung und dem verfolgten
Zweck dient. Oder eben anders gesagt: jedes
Denken und Handeln unterliegt dem Maßstab,
dass es eine Funktion erfüllt, auch jeder
beteiligte Mensch nimmt in dieser Denkweise
nur eine Funktion ein und wird überflüssig,
sobald er sie nicht mehr erfüllt, erfüllen
kann und nicht mehr zweckdienlich ist. Es werden
hierbei also auch Menschen auf deren bloße
Funktionsrolle reduziert: der Manager
muss wie geplant führen, Mitarbeiter müssen
wie geplant arbeiten und Kunden müssen
wie geplant kaufen, ansonsten gerät das
anvisierte Ziel in Gefahr. Wobei der Begriff
„Funktion” das mechanistische Denken
offenbart: Ein Vorhaben wird mit einer simplen
Maschine gleichgesetzt, die funktionieren
soll, Menschen haben darin den Stellenwert von
austauschbaren Einzelteilen.
siehe
auch: Finalität,
Zielsetzung,
Ursache->Wirkung-Prinzip,
Wenn->Dann-Logik
Weblinks
Videos
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